Ulf Hundeiker, der Initiator der Hilfsaktion für die leukämiekranke Aurela, war nie ein „Macher“ gewesen, eher einer, der von Sofa oder Schreibtisch unterstützt. Bis seine Frau ihn über Facebook mit ihrer im Kosovo lebenden Freundin Mimoza Zeqiri bekannt machte. „Schnell bekam ich mit, wie es im Kosovo läuft: nämlich gar nicht! Über vierzig Prozent Arbeitslosenquote, weder Arbeitslosengeld noch Sozialhilfe noch Krankenversicherung.“ Seine Frau und er schickten den Zeqiris seitdem gelegentlich Geld für dringend notwendige Behandlungen. Und dann erzählte Mimoza von ihrer Nichte Aurela.
„Ich sagte, ich gucke mal, was ich herausfinden kann, und schrieb erstmal an alle Hilfsorganisationen.“ Die wenigsten antworteten, und wenn, dann lautete die Antwort, dass man keine Einzelfallhilfe leiste, sondern nur „größere Lagen“. Und die Kliniken machen das auch nicht kostenlos, sondern für 250.000 Euro. Die Suche nach einer passenderen Organisation war zunächst erfolglos.
„Irgendwer musste doch etwas machen! Also machte ich, auch wenn ich nicht die geringste Ahnung von sowas hatte.“ Ulf Hundeiker hatte auch keine passenden Kontakte, nur wie man Pressemitteilungen verfasst, das wusste er noch von früherer Aktivität in der Friedensbewegung.
Vorbereitungen
Irgendein krankes Kind am Ende der Welt, für das sich niemand interessiert, ist und bleibt irgendein krankes Kind am Ende der Welt, für das sich niemand interessiert. Weil keiner es kennt. Kennt man jemanden, dann ist einem dessen Schicksal schon sehr viel weniger gleichgültig. Also forderte er zunächst ein paar Fotos von Aurela an und so viele Informationen, wie zu bekommen waren.
Ulf Hundeiker: „Wenn ich nicht richtig Bescheid weiß oder irgendwelche wichtigen Fragen nicht vernünftig beantworten kann, dann nimmt mich niemand ernst. Und damit auch die Aktion nicht!“ Zumal er das Kind noch nie selbst gesehen hatte. „Die Leute müssen sehen, dass man es ernst meint und sich Gedanken macht. Und wollen einen genauen Plan sehen und Alternativen, wenn irgendetwas nicht funktioniert.“
Ein Presseverteiler war schnell zusammengestellt, während eines Wochenendes bastelte zusätzlich zu seinem eigenen Blog noch ein „Aurela-Blog“, sicherte sich die Domain „aurela-darf-nicht-sterben.de“ und richtete eine Facebookseite ein.
Der Anfang der „Aktion Aurela“
Da ihm noch niemand Gemeinnütziges bisher ein Konto zur Spendensammlung zur Verfügung gestellt hatte, sammelte er zunächst auf einem seiner privaten Sparbücher. „Natürlich sieht das komisch aus. Aber ich wollte keine Zeit verlieren!“
Er musste sich durchaus als Betrüger beschimpfen lassen- seltsamerweise in einem Thread, in dem er ausgerechnet dieses Problem beheben wollte. Heute geht er jedoch davon aus, dass es den Menschen ums Meckern ging- und sie immer eine Möglichkeit gefunden hätten, wie später noch öfter passierte.
Immerhin bildete sich schnell ein Kreis von UnterstützerInnen heraus, die Zeitung begann sich zu interessieren, und die ersten Spenden flossen. Dann wurde WorldLifeVision auf ihn aufmerksam, löste das Problem mit dem Konto und gewann Ulf Hundeiker als Mitglied.
Die erste Reise ins Kosovo
Nun, was ist, wenn man das Geld für die Knochenmarktransplantation beisammen hat? Und dann keinen Stammzellspender hat? „Ich überlegte, dass es zweckmäßig sei, jetzt schon nach einem geeigneten Spender zu suchen. Dafür brauchte ich natürlich Blut von Aurela. Aber per Post? Das dauert zu lange! Ich hatte gerade Zeit, also flog ich einfach hin.“ Eine gute Gelegenheit für Ulf Hundeiker, Land und Leute und seinen Schützling samt Familie selbst kennenzulernen. Und nebenbei finden sich immer jede Menge Dinge, die man doch nur vor Ort bemerkt oder klären kann. Inklusive eines Besuches in der damals zuständigen Klinik in Tirana. Gruselig.
Weiter geht es!
Wenn man nicht vergessen werden will, muss man ständig an sich erinnern.
Ständig.
„Ich könnte noch Leute gebrauchen, die mir helfen. Artikel schreiben oder die Sache in Ihrem Ort bekanntmachen. Man darf mir gerne schreiben an ulf@hundeiker.de – Ich helfe Ihnen, mir zu helfen! Ich habe auch eine Art Anleitung verfasst. Man muss ja nicht gleich -wie ich- ins Kosovo fahren (mittlerweile zwei mal) und mehrere Tausend Euro investieren. Ein wenig weitersagen, das würde schon sehr viel helfen.“
3 Pings
Die Schwierigkeit, DAFÜR zu sein….
Ich weiß nicht mehr, wann mir auffiel, dass fast immer nur gegen etwas protestiert wurde(( Was natürlich seine Berechtigung hat!)) und viel seltener für etwas. Fast alle Demonstrationszüge, denen……
[…] Den deutschsprachigen Beitrag findet Ihr hier: Die Geschichte der Aurela-Aktion […]
[…] Die Geschichte der Aktion (so kurz wie es ging) […]