Freitag, 12. Oktober 2012: Spät in der Nacht kehrt Ulf Hundeiker heim von seiner Mission. Seit Wochen versucht er nun, ein leukämiekrankes Mädchen in einem Dorf im Kosovo zu retten, indem er Spenden für eine Knochenmarktransplantation sammelt. Und mehr:
„Die Stefan-Morsch-Stiftung will helfen und einen Spender suchen, bis das Geld zusammengekommen ist“, erklärt der Vierzigjährige Münsteraner. „Der sicherste Weg, an die dafür nötige Blutprobe der einjährigen Aurela Haliti zu kommen, war, es selbst mitzunehmen. Ohnehin wollte ich mir ein genaues Bild der Situation dort machen und Informationen aus erster Hand beschaffen. Von Mensch zu Mensch.“
Also buchte er -auf eigene Kosten- den Flug. Und wurde mit offenen Armen empfangen und als Ehrengast behandelt.
Im Kosovo gibt es keinerlei Krankenversicherung. „Das Mädchen kann nicht einmal in Prishtina behandelt werden. Sie wird vier Stunden mit dem Auto ins Kinderspital in Tirana, transportiert.
Weil ich noch ein paar Fragen an die Ärztinnen dort hatte, habe ich diese Ochsentour auch mitgemacht. Sehr anstrengend, selbst für mich als gesunden Menschen!“ berichtet er. Doch was ihn in der Hauptstadt Albaniens erwartet, ist wenig erfreulich. Noch ehe seine Freunde übersetzen können, bemerkt er, dass sie alles andere als willkommen sind. Abweisend und barsch ist der Empfang auf der Kinderkrebsstation. Hundeiker: „Ich dachte eigentlich, alles sei abgesprochen gewesen. Aber die zuständige Ärztin war gar nicht im Lande, und die andere verwies schimpfend auf Unterlagen, die eben nicht alles enthielten, was ich brauche. Auf dem Flur war Chaos, und die Schwestern gingen nicht besonders liebevoll mit Kindern und Eltern um.“ Sehr schockiert äußert er sich auch über den Zustand des Gebäudes: „Von der Decke hingen geflickte Stromkabel, die Wände hatten Löcher. Und es war vor allem alles andere als sauber- das ist höchst gefährlich, besonders auf der Onkologie (Krebsheilkunde). Eine Chemotherapie lässt oft das Immunsystem zusammenbrechen. Und dann, in diesem Dreck…“ Er schüttelt den Kopf.
Der Haushalt der Familie Haliti hingegen ist außerordenlich sauber. „Man könnte dort auf dem Wohnzimmertisch bedenkenlos operieren“, scherzt Hundeiker. „Das sind ausgezeichnete Vorraussetzungen für die Zeit nach der Stammzelltransplantation!“
Und trotz aller Strapazen ist Aurela ein fröhliches Kind. Etwas klein und etwas dünn für ihr Alter, doch voller Leben.
Das Blut für die Spendersuche transportierte er einfach in der Hosentasche nach Deutschland. Doch noch fehlt viel Geld für die Behandlung, die mindestens 80.000 Euro verschlingen wird. „Es gibt Bands, die machen Benefizkonzerte und spenden Einnahmen von ihren Platten, und ein Autor spendet die Einnahmen aus seinem Buch. Aber leider śind das keine Stars, und so kommt auch so nicht viel zusammen. Aber die Gesten sind toll!“
Und so muss Ulf Hundeiker weiter die Trommel rühren. Denn die „Großen“ rühren sich nicht.
1 Ping
[…] here is the first update which was posted on 25th November 2012 on the charity’s […]